2002 Auf masurischen Seen und Flüssen bis nach Warschau

Endlich Ferien und die EKC-Jugend ist mal wieder auf Tour – auf in die fernen Masuren, durch die ehemalige DDR bis nach Polen. Was das heißt, kann Simona erzählen oder ihr schaut bei „Pannen, Pech und ganz viel Glück“ nach. Was wir sonst noch erlebt haben? Hier ein Auszug auf unserem Tagebuch:

Di. 6.8. Groβeinkauf, Verpflegungsplanung, Rezepte und letztes überarbeiten der verschiedenen Checklisten – haben wir auch nichts vergessen?

Mi. 7.8. Packen und Abfahrt der Autofahrer bis Ukta/PL, danach Ruhe bis Samstag für die anderen.

Sa. 10.8. 6:37 Uhr Aachen Hbf Abfahrt der Zugfahrer, 22:28 Uhr Ankunft in Sorkwity, Lageraufbau, Besprechung unserer gemeinsamen Gruppenregeln – was ist wichtig für ein friedliches Zusammenleben in den nächsten Wochen, wofür gibt’s Lagerstriche. Es stellen sich wie fast täglich in der nächsten Zeit die essentiellen Fragen: Was gibt’s zu essen? Wer geht einkaufen? Wer spült und wie viel Lagerstriche hat man schon?

So. 11.8. 1. Paddeltag (17/17 km), Sorkwity – Jez Biale / Bienki, Das Lagerchaos nach dem ersten Paddeltag erfordert eine überarbeitung der Lagerregeln und der Gepäckverteilung. Die Erkundung der näheren Umgebung findet leider im Regen statt, aber beim abendlichen Lagerfeuer bleibt es glücklicherweise trocken und wir können unsere ersten Erlebnisse austauschen.

Mo. 12.8. 2. Paddeltag (23/40 km), Jez Biale – Babieta – Spychowo, Dieser Teil der Krutynia steht im Zeichen der Artenvielfalt. Alle Bootsmannschaften sollen sich leise umschauen und mit Augen und Ohren alles sammeln, was die Natur zu bieten hat.  Nachdem das Lager aufgebaut ist, wird erzählt, gerätselt und geklärt, was wir alles „gefunden“ haben. Abends lassen wir uns in der Taverne bei einer typisch polnischen Pizza verwöhnen.

Di. 13.8. 3. Paddeltag (19 /59 km), Spychowo – Zgon – Krutyn, Erst paddeln, dann staken – wir tauschen heute unsere Kanus mit den historischen Masurenkähnen und lassen uns einen Teil durch den „wilden Dschungel“ der Krutynia staken.

Mi. 14.8. 4. Paddeltag (12 /71 km), Krutyn – Ukta, Am Nachmittag haben wir unsere erstes Zwischenziel erreicht – einen Hof in den Masuren, bewirtschaftet von einer deutschen Auswanderin. Der Nachmittag und Abend vergeht mit vielen Erzählungen, warum, wieso, weshalb jemand in die Masuren auswandert.

Do. 15.8. Lagertag in Ukta , Besichtigung und Führung der Wolfsschanze  (Führerhauptquartier und Ort des misslungenen Hitlerattentats) bei Görlitz. Abends bei Lagerfeuerrunde Austausch über die Gefühle bei der Besichtigung

Fr. 16.8. 5. Paddeltag (23 /94 km) Ukta – Nowy Most – Camien, Start des „Polzka Iron Man“ mit den Disziplinen Ellebogenfuβball, Kekswettessen, Teebeutelweitwurf, Baumwasserabschwung und Milchwetttrinken. Im Laufe der nächsten Tage wird die Durchführung der einzelnen Disziplinen für stetige Belustigung sorgen.

Sa. 17.8. Lagertag in Camien , Baden, Beach-Volleyball, chillen – einer von vielen heiβen, dösige Sonnentagen. Abends abrocken in der Campingplatzdisco.

So. 18.8. 6. Paddeltag (27/121 km) , Camien – Czaple (See Jezioro Wiartel), Heute spielt sich das Lagerleben im Wasser ab. Es ist so heiβ, dass wir an jeder möglichen Stelle rasten, um zu schwimmen. Aber auch im Boot bleibt man kaum trocken wegen diverser Wasserschlachten. An einer Stelle entscheidet sich auch die Disziplin „Baumwasserabschwung“ zu Gunsten von unserem Nesthäkchen Linda – ein über das Wasser ragender Baumstamm, ein Seil, ein paar Trittbretter und etwas Mut. Dann schwingen und loslassen. Die Hitze macht träge und auf den Seen finden sich freundliche Segler, die uns ein gutes Stück abschleppen. So können wir uns ohne Anstrengung den Wind um die Ohren wehen lassen.

Mo. 19.8. 7. Paddeltag (15/136 km), Czaple – Jablon bei Pisz, Die Lagermama hat Geburtstag. Nach einem Ständchen zum Frühstück und dem Bewundern der Geschenke wird abends gefeiert. Auf dem Steg am See steigt eine zünftige Geburtstagsparty bei romantischem Postkartensonnenuntergang bzw. Mondaufgang. Das haben wir uns auch redlich verdient. War doch unsere heutige Paddelstrecke Paradebeispiel für die diversen Verlandungsstufen eines Sees. Hier war das Wasser nicht ganz so tief, die Algen nicht ganz so wenig und der Schlamm nicht ganz so wohlriechend.

Di. 20.8. Lagertag in Jablon, Lesen, Freundschaftsbändchen knüpfen, in der Sonne dösen. Die Mädels spielen Frisör und legen einen Schönheitstag ein, einige versuchen ihr Glück beim Angeln – leider erfolglos. Deshalb muss sich eine Gruppe auf den mühsamen, 6km langen Weg zum einkaufen machen.  Wir führen unsere ganz persönliche EKC-Zeit ein und stellen unsere Uhren um 1 Stunde vor, weil es uns abends zu früh dunkel wird und wir morgens nicht aus den Federn kommen.

Mi. 21.8. 8. Paddeltag (41/177 km), Jablon – Koziol / Pisa, Eine längere Landportage gibt uns die Möglichkeit, unser kulturelles Defizit etwas aufzufüllen. Wir besichtigen das nette Städtchen Pisz, das einige bereits durch die Einkaufstouren kennen gelernt haben. Aber heute geht’s nicht zum Supermarkt (den haben wir eh schon geplündert), sondern in die Kirche.

Do. 22.8. 9. Paddeltag (36/213 km), Koziol – Dobry Las, Sieger des „Polzka Iron Man“ mit eindeutigem Vorsprung vor Arne ist Dominik. Prämie ist ein kleines Schiffchen, das mit Hilfe einer Kerze Wasser erhitzt und dadurch angetrieben wird. Eine letzte Herausforderung für den Sieger: Darstellung des physikalischen Ablaufs der Siegerprämie.

Fr. 23.8. 10. Paddeltag (15/228 km), Dobry Las – Mündung Narew (Pisa: km 80, Narew: km 277) – Nowogrod, Da wir in der Wildnis unser Lager aufgeschlagen haben, bedarf es einiger klärender Worte zum Thema „How to shit in the woods“. Das sorgt für viel Verwunderung und Lachen, allerdings wird auch die Kreativität geweckt: die Mädels basteln aus Holz ein Schild, damit klar ist, ob das Waldklo besetzt ist. Heute werden auch mal die Schwimmwesten so richtig „benutzt“ – wir wandern den Fluss hinauf und lassen uns mit den Schwimmwesten bis zum Lager treiben. Nicht einmal, sondern immer wieder, weil’s so viel Spaβ macht! Heute müssen wir bis Mitternacht wach bleiben, weil morgen die Anna 14 wird.

Sa. 24.8. Lagertag im Wald von Nowogrod, Happy Birthday, Anna. Besuch des Freilichtmuseum von Nowogrod, alte Holzkaten zeigen das bäuerliche Leben vergangener Zeiten. Aber auch das Lagerleben nimmt seinen Lauf. Arne legt Wert darauf, dass die Kochzone abgegrenzt ist und baut einen Zaun um die „Küche“: UWAGA – Zutritt nur für Berechtigte! Linda und Sven bauen sich ein „Shampoofloβ“, damit die Shampooflasche beim Baden im Fluss nicht fortschwimmt. Wir benutzen natürlich nur ökologisch abbaubares Outdoorshampoo. Auβerdem wird das Lager mit einer Falle gesichert, was allerdings auch nicht verhindert, dass uns in der Nacht eine Schwimmweste geklaut wird. Abends gibt’s Geburtstagsstockbrot am Lagerfeuer, was bedeutet, dass ausreichend Holz gesammelt werden muss.

So. 25.8. Lagertag im Wald von Nowogrod, Ein schöner Tag zum Angeln, Spielen, Lesen und Backgammon spielen. Das Spiel ist ein Geburtstagsgeschenk für Hildegard und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Immer mehr lernen die Spielregeln und wir entscheiden uns, ein Turnier zu starten.

Mo. 26.8. 11. Paddeltag ( 34/262 km), Nowogrod – Ostroleka, Zur Feier unseres letzten Paddeltages wollen wir grillen. Während Chris das Auto aus Ukta holt (unsere freundliche Masurenauswanderin Gisela leistet hierbei hilfreichen Taxidienst) und den Grill mitbringt, bauen wir das Lager auf, putzen die Boote und gehen einkaufen. Das Grillen ist dann eine Abend füllende Beschäftigung.

Di. 27.8. Lagertag in Ostroleka, Endlich wieder in der Zivilisation – die gestern beim Einkaufen gesichtete Dönerbude wird gestürmt und natürlich der nächste McDonald’s. Abends geht’s in die Disco. Damit das Styling stimmt, müssen Gel und  Rasierapparat rausgekramt werden. Wohl dem, der seine Freundin dabei hat und das nötige Vertrauen, sich von ihr rasieren zu lassen. Denn wer nimmt schon in die Wildnis einen Spiegel mit? Das Backgammonturnier gewinnt übrigens René.

Mi. 28.8. Umsetzen mit Bus und Auto nach Warschau, Drittes Geburtstagsfrühstück! Heute hat’s Chris erwischt. Er verbringt aber einen groβen Teil seines Geburtstages im Auto. Während er und Sven mit dem ganzen Gepäck nach Warschau fahren, können wir uns noch mit leichtem Tagesgepäck Ostroleka anschauen. Auf dem Markt finden sich so einige super Schnäppchen, wobei es nicht so wichtig ist, ob es sich bei den Markenartikel um Plagiate handelt. Hauptsache – BILLIG! In Warschau erwartet uns der seit Beginn unserer Fahrt aus der Heimat per SMS angekündigte Regen. Allerdings nicht in Form eines Unwetters, sondern als kurzer Schauer, den wir nach so viel Sonne gelassen ertragen.

Do. 29.8. Besichtigung von Warschau, Heute steht Warschau auf dem Programm. Gemeinsam fahren wir mit dem Bus in die Innenstadt und erkunden in kleinen Gruppen eine für uns unbekannte Stadt. Die einen gehen shoppen, die anderen bummeln durch die Altstadt. Das eine oder andere Souvenir wird gekauft, letzte Postkarten werden geschrieben und in den Briefkasten geworfen.

Fr. 30.8. 16:45 Uhr Rückfahrt nach Aachen, Mit dem Lagerabbau haben wir ja nun schon ne Menge Routine und so ist der Hänger schnell gepackt, die Autofahrer abgefahren und wir auf dem Weg zum Hauptbahnhof in Warschau. So richtige Lust für eine  weitere Stadtbesichtigung hat jetzt keiner mehr. Als lungern wir auf dem Bahnsteig, dösen, lesen, knüpfen Freundschaftsbändchen und warten auf unseren Zug nach Aachen.

Sa. 31.8. 8:00 Uhr Ankunft in Aachen, nachmittags Treffen am Bootshaus in Obermaubach, Groβes Hallo am Bahnsteig im Aachener Hauptbahnhof, Eltern und sogar die Autofahrer warten auf uns. Den Rest des Tages ist ausruhen angesagt. Die Zugfahrt war alles andere als bequem, denn die vermeintlichen Liegewagen erwiesen sich als stink normale Sitzplätze. Trotzdem treffen sich vorher noch alle ohne Ausnahme am Bootshaus, um den Hänger zu entladen und die restlichen Klamotten in Empfang zu nehmen. Auch das gehört dazu!