Der Eschweiler Kanu Club hat auf dem Stadtfest in Eschweiler die Möglichkeit genutzt, seine vielfältigen Aktivitäten zu präsentieren. Verschiedene Bootstypen wurden ausgestellt, um die gesamte Spannweite des Kanusportes zu demonstrieren. Dass der EKC auch in besonderer Weise ein Verein der Jugend ist, zeigten unsere Jugendlichen in Zusammenarbeit mit dem Schülerzirkus Configurani, indem sie eine mehrstündige Jonglier- und Akrobatikvorstellung gaben.
Im aufgebauten Küchenzelt wurde der speziell für diesen Tag angefertigte Kanu-Film „EKC auf der Inde 2008“ gezeigt. Eine kleine Fotoausstellung demonstrierte die negativen Auswirkungen der Wegwerfgesellschaft, Untersuchungen an vor Ort entnommenen Wasserproben machten auf die schlechte Gewässergüte der Inde aufmerksam und regten zum Nachdenken an.
Indebefahrung anlässlich des Stadtjubiläums. 150 Jahre Stadt Eschweiler – es ist ein groβes Stadtfest geplant und natürlich beteiligt sich auch der Eschweiler Kanu Club sich an diesem Fest. Nachdem viele Konzepte diskutiert worden sind, steht unser Entschluss fest: Wir befahren die Inde – das hat der EKC schon lange nicht mehr gemacht – und drehen darüber einen Film. Der Plan ist klasse. Wir dürfen paddeln, was wir sowieso immer am liebsten machen, Chris kann die neue Helmkamera des Bezirkes testen und wir sind am Stadtfest fein raus.
Soweit die Theorie. Dann kam der Fluss. Da wir die Inde noch nie gepaddelt sind, haben wir uns eine Woche vorher einen Eindruck von den örtlichkeiten unser Paddeltour verschafft. Schneeregen, Temperaturen um den Gefrierpunkt. Die Einsatzstelle an der Mündung des Vichtbaches liegt mitten im Industriegebiet, überall liegt Stacheldraht und Abfall, die Inde ist grauschlammig. 800 Meter weiter kommt das erste Wehr. Fahrbar? Es beruhigt ungemein, dass hier zumindest ein Schild aufgestellt ist: Schuttabladen verboten! Die Wehrumgehung erweist sich als fahrbar, aber dafür hat hier die Geruchsentwicklung des Flusses deutlich zugenommen. An vielen weiteren Stellen der Inde das gleiche Bild: Abfall und Gestank. Ab Eschweiler wird es besser, aber dafür flieβt der Fluss nun durch gemauerte Wände. Das Einsetzen und Aussetzten ist nahezu unmöglich.
Am Ortsausgang wird es besser. Hier ist sogar ein kleiner Strand angelegt worden. Kurz vor Weisweiler lässt ein renaturierter Flussabschnitt zaghaften Optimismus aufkommen. Die Aussatzstelle in Weisweiler ist ganz in Ordnung. Aber es regnet immer noch. Es ist saukalt und ich will diesen Fluss nicht paddeln!!!
Aber Chris ist zuversichtlich. Oder ist es nur die neue Kamera? Jedenfalls stehen wir eine Woche später wieder an der Mündung des Vichtbaches in die Inde. Die Sonne scheint. Es ist der Jahreszeit angemessen warm. Der Müll ist noch da, aber die Stimmung ist gut und das Wasser der Inde immerhin klar.
Nachdem wir alle auf dem Fluss sind – das Einsetzen dauerte etwas länger, da das Flussufer sehr steil war, sich überall Stacheldraht versteckte und scharfe Metallteile im Wasser lagen – und die ersten Meter gepaddelt sind, haben wir plötzlich das Gefühl, uns auf einen Wäschetrockenplatz verirrt zu haben. Dass Flussufer ist mit etwas gesäumt, dass aussieht, wie eine volle Wäscheleine. Und tatsächlich, da hängt sogar eine Boxershorts! Bei genauerem Hinsehen ist es aber nur Stacheldrahtzaun mit Müllbeuteln, Stofffetzen, Plastik ….
Das erste Wehr ist schnell erreicht. Der Wasserpegel ist seit letzter Woche gesunken, daher haben wir keine Probleme unter dem umgestürzten Baum durchzupaddeln. Mit einigem Gepolter schaffen wir die erste Solgleite, das Wasser spritzt ins Gesicht – für Paddler eigentlich eine angenehme Erfrischung – aber der Geruch veranlasst doch, Nase, Mund und Augen möglichst zu schlieβen.
Ein paar Meter weiter zieht Michael eine komische gedrehte Schlange hinter sich her … Er ist über eine nicht sichtbare Metallkante gefahren und hat nun einen dicken Schnitt im Boot. Zum Glück hat das Boot ein dickes Fell und ist nicht leck.
Mittlerweile hat sich die Wasserfarbe verändert. Sie ist zwar klar, wirkt aber rotbraun. Uferbegleitmüll verlässt uns auch hier nicht. Trotzdem hält eine tapfere Stockente auf ihrem Nest die Stellung.
Weitere Müllhöhepunkte auf unserem Weg nach Eschweiler sind ein Kinderwagen, zwei Fahrräder, eine Kindermatratze, ein Glas mit vergammelten Fritten, ein blauer Ball.
Endlich Eschweiler. Hier wird das Ufer sauberer. Leider ist die Inde hier kanalisiert, hier kommt man nirgendwo raus.
Dann ein Lichtblick. Gegenüber ist ein kleiner Kiesstrand angelegt worden. Da muss man einfach anlegen und die Gelegenheit zu einer Pause nutzen. Reibekuchen und Fritten rot/ weiβ, ein Gang in voller Neoprenmontur über die Kirmes und wir sind ausreichend gestärkt für die letzten Kilometer nach Weisweiler.
Die renaturierte Inde hinter Eschweiler mäandert noch recht schnell flieβend durch die Landschaft. Kleine Stromschnellen ersetzen die materialbelastenden Solgleiten. Kleine Kiesbänke lassen an Picknick im Sommer denken. Einzige Enttäuschung: das gestrandete Paddel entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Besenstiel mit Schrubberaufsatz.
Kurze Zeit später erreichen wir Weisweiler. Es beginnt leicht zu regnen. Diesmal ist das eine willkommene Dusche, denn Regenwasser ist sauber.
Eine Woche später hat Chris unseren Film geschnitten und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Film ist fertig und die Inde auch? Unsere Inde-Tour hat für viele Diskussionen im EKC gesorgt. Bei dem richtigen Wasserstand (kommt zwar selten vor, ist aber leicht herauszubekommen) ist die Inde ein netter Trainingsfluss, der dazu noch direkt vor der Haustür liegt. Aber wer paddelt schon gern durch Müll und Abwasser?
Meckern ist gut, reicht aber nicht! Aus diesem Grund sollte man überlegen, eine „Inde-Reinigung“ durchzuführen. Und wer weiss, vielleicht sieht man dann öfters mal die Kajaks des EKC auf der Inde. (Carmen Nischik)
Auszug aus dem Lokalteil der Eschweiler Zeitung vom 14.4.2008 … die „exotischsten“ Gäste trafen am Sonntagnachmittag auf dem Drieschplatz ein, um eine Grillwurst zu genieβen. Der Eschweiler Kanu Club paddelte von Stolberg aus über den Wasserweg zum Rummelplatz. Nach der Stärkung ging es dann vom neu geschaffenen Kiesstrand am Patternhof weiter bis Weisweiler.
Auch das ist in Eschweiler also möglich: mit dem Boot zur Kirmes! Ein sensationelles Angebot, welches kaum eine andere Veranstaltung bieten kann. Die Kanuten filmten ihren Trip über die Inde mit mehreren Kameras und werden diesen Film und viele andere Infos über ihre Tätigkeit auf einem Stand im Rahmen des Stadtfestes an der Grabenstraβe präsentieren…