Paddeln und Familie

Zu unserem Familienprogramm gehören u.a. Fahrten auf Maas und Ourthe, Wanderfahrten auf Main, Regen und Lahn, Standlager an Semois und Ardèche, aber auch die Teilnahme an internationalen ICF-Fahrten wie dem Wesermarathon, der Grachtentocht in Amsterdam oder der Vogalonga in Venedig und zur Abwechslung auch schon mal Tauchen. Da wundert es schon seit langem keinen mehr, wenn wir auf die Frage: „Und was machst Du am Wochenende?“ stereotyp antworten „Paddeln“.

Um einen kleinen Einblick in unsere Familienaktivitäten der letzten Jahre zu geben, folgen hier einige Tagebuchauszüge aus Carmens Tagebuch (wenn sie denn eins führen würde):

Semois Mai 2004 Endlich Frühsommer! Man kann schon die Sommerferien spüren. Die Landschaft um die Semois lässt an Südfrankreich denken. Der Fluss ist bedeckt mit weiβ blühenden Seerosen – ich weiss, es sind keine, aber trotzdem. Das sieht sehr idyllisch aus, ist zum Paddel aber …

… wir haben ein groβes Standlager aufgeschlagen. Da wir vier Tage bleiben, macht es Sinn sich richtig einzurichten. Biertischgarnituren markieren unseren groβen Essbereich. Hildegard wacht über den Küchenbereich. Klar, am ersten Abend gibt es Nudeln mit roter Sauce.

Die Feuerschale von Aino hat auch ihren festen Platz. Die Schwedenstühle sind harmonisch darum herum gruppiert. überall findet man Jongliersachen. Horden von Kindern toben über den Zeltplatz. Wo noch Platz ist, stapeln sich Boote.

Ardèche März 2005 Das Ende des Winters. Schmuddelwetter in Deutschland, aber hinter Lyon kann man das Mittelmeer ahnen, im Tal der Ardèche kann man den Thymian schon riechen. Jedes Jahr ist der erste Blick in die Schlucht überwältigend, das erste französische Croissant das Beste.

Am Pont d’Arc wird der Wasserstand geprüft. Wie ist die Welle an Charlemagne? Ist die Wanderung durch die Schlucht ohne Bootstransfer zu schaffen?

Auf dem Campingplatz wird zuerst unser groβes Küchenzelt aufgebaut. Auch an kalten Abenden ist es hier gemütlich. Und man verliert nie die Orientierung auf dem Platz. Unser Zelt ist von überall gut zu erkennen.

Die Paddeltouren auf der Ardèche sind einfach unvergleichlich, die 28 km lange Strecke durch die Schlucht immer wieder eine Herausforderung. Für die Jüngsten ist die 2-tägige Schluchtwanderung ein echtes Abenteuer. Die Klettersteige und die Flussquerung sind für sie eine sportliche Höchstleistung, die übernachtung in einer Höhle hoch über der Ardèche eine angemessene Belohnung.

An der Ardèche kommt aber auch die Kultur nicht zu kurz. Fest auf dem Programm stehen der Besuch des Wochenmarktes in Uzes und die Besichtigung diverser Tropfsteinhöhlen.

Main Mai 2005 Eine Wanderfahrt im Frühling. Und trotzdem ist das Wetter mal wieder nur leidlich. Zu allem überfluss müssen auf dem Main viele Wehre umtragen werden. Aber das macht Physik anschaulich. Zwei starke Groβe heben den voll beladenen Canadier. Ein Kleiner platziert den Bootswagen darunter. Das Boot wird genau in der Waage auf dem Bootswagen ausgerichtet und fest verschnürt. Jetzt kann auch der Kleinste den groβen Canadier über längere Strecken transportieren.

Das Einsetzen und Aussetzten der schweren Canadier ist dagegen nur in Teamwork zu bewältigen. Sven und Chris diskutieren lange die beste Methode und dann helfen alle mit.

Regen Oktober 2005 Bayern im Herbst, gefühlte 5°C, Regen. Und wir starten zu einer Wanderfahrt. Von Regen nach Regensburg auf dem Regen im Regen. Sind Kanuten eigentlich Wassertiere?

Und dann die Erkenntnis: Ein Schiffsbiwakplatz ist ein Schiffsbiwakplatz, weil dort ein Schild steht mit der Aufschrift „Schiffsbiwakplatz“. Und sonst nichts!

Nach drei Tagen bessert sich endlich das Wetter, Sonne, neu entdeckter Luxus, ein trockenes Zelt. Nach fünf Tagen ist dann auch kaltes Flusswasser nicht mehr ausreichend abschreckend, um das Haare waschen noch weiter aufzuschieben. Wir paddeln mit ungefähr 20 Personen. Unsere Wasserration pro Tag sind zwei Wasserkanister. Das Wasser reicht zum Kochen, Trinken und Zähneputzen. Für alles andere nehmen wir Flusswasser.

Besonderer Abschluss: Nach einer nicht geplanten Mammuttour erreichen wir bei Dunkelheit Regensburg. Unser Campingplatz liegt zwei Kilometer entfernt auf der anderen Seite der Stadt an der Donau. Mit Stirnlampen und den Canadiern auf Bootswagen ziehen wir durch die Altstadt. An der Spitze Sven mit den Kindern, singend! Chris am Ende mit GPS, den Weg suchend.

Walchensee Juni 2007 Diesmal war Paddeln nicht das Wichtigste. Das Wochenende stand unter dem Motto Wissens- und Kulturaustausch. Die Kanuten des EKC bekamen einen Crashkurs im Tauchen und den Tauchern des TC Octopus Rosenheim www.tco-ro.de wurden Grundlagen des Kanusports vermittelt.

Nach dem Trainieren der ersten Paddelschläge auf dem Walchensee haben wir die erworbenen Kenntnisse in den folgenden Tagen auf Isar und Loisach ausprobiert. Unsere Kanuten haben neben dem Schnorcheln auch das Flaschentauchen mit voller Neoprenausrüstung im Walchensee versucht.

Noch beeindruckender war das überbrücken kultureller Kluften. Am Samstagmorgen wurden wir Rheinländer zu einer echt bayrischen Brotzeit eingeladen. Es gab Semmeln, Brezen, Weiβwurst und den Radi, der weinte.