Die Semois ist ein wunderschöner Wanderfluss in den belgischen Ardennen. Sie windet sich in weiten Schleifen durch saftige Wiesen und dunkle Tannenwälder. Alte Mühlenwehre stauen stellenweise das Wasser und bringen etwas Abwechslung in die ansonsten gemächlich flieβende Strömung. Steinige Abschnitte erfordern die volle Aufmerksamkeit der Paddler, ohne dabei gefährlich zu sein. Ideale Vorraussetzung für Anfänger, die sich in ihren Kajaks und Canadiern noch nicht so sicher fühlen. An jeder kritischen Stelle kann man aussteigen, die Schwallstrecke ansehen und entscheiden, ob man fahren oder doch lieber umtragen möchte.
Im Frühjahr bestimmen wild wachsende Wasserpflanzen das Bild. Bei niedrigem Wasserstand kann das schon mal zum anstrengenden Hindernis werden, wenn nur noch schwer eine Fahrrinne zu erkennen ist und das Paddeln zum Staken mutiert. Wir haben jedoch Glück, da der Pegel durch ergiebige Regengüsse ausreichend Wasser anzeigt.
Wir, das sind 19 Erwachsene mit 24 Kindern, die im Rahmen eines Vereinsprojektes zur Mitgliederwerbung des Eschweiler Kanu Clubs für ein verlängertes Wochenende zu einer Familienfahrt auf der Semois aufgebrochen sind. Mit 12 Familien und einigen Vereinskindern unter der Obhut von Jugendwart Chris Schog sind wir eine bunt gemischte Gruppe, die sich z.T. noch nie gesehen hat und über wenig Paddelpraxis verfügt, aber voller Eifer darauf hofft, an diesen 3 Tagen viel zu lernen.
Auf dem schön gelegene Zeltplatz in Ste. Cécile richten wir am Waldrand unser Lager ein. Das Wetter nimmt zumindest soweit auf uns Rücksicht, dass wir im Trockenen die Zelte aufbauen können, bevor uns Sturmböen, heftigste Regengüsse und Hagelschauer unter die Wetterschutzplanen treiben. Die Bäumen bieten beim Grillen Schutz vor den immer wieder mit der Sonne konkurrierenden Schauern und ermöglichen uns ausgelassene Lagerfeuerrunden bis spät in die Nacht.
3 schöne Paddeltouren führen uns von Chiny nach Florenville (10 km), von Ste. Cécile nach Herbeumont (9 km) und von Dohan nach Bouillon (14 km). Obwohl etliche Canadier kentern, diverse Blasen vom Paddeln an den Händen zu beklagen sind und ein Gewitter uns zu einer ungewollten Pause zwingt, steigen auch die jüngsten Teilnehmer immer wieder gerne in die Boote und haben viel Spaβ. Sven und Michael leiten sicher und selbstbewusst die Kajaks, die überwiegend von Kindern gepaddelt werden. Die Canadierfahrer lernen mit Unterstützung von Chris, Hildegard und Berit, die bei dem Canadiertraining auf dem Eschweiler Blausteinsee erlernten Paddeltechniken auch im flieβenden Gewässer einzusetzen und nach 3 Paddeltagen ist bei allen ein deutlicher Fortschritt zu erkennen.
Neben dem Paddeln nimmt das Lagerleben einen groβen Teil unserer Zeit in Anspruch. Nudeln mit Tomatensoβe für 43 Personen sind schon eine gewisse Herausforderung an Topfgröβe, Mengenkalkulation und Abschmecken, der wir uns aber gerne stellen. Jeder steuert zum Gelingen der Mahlzeiten bei, sei es mit der passenden Ausrüstung zum Grillen, dem Sammeln von ausreichend trockenem Feuerholz oder mit Bratkäse zu mitternächtlicher Stunde. Selbst das Spülen regelt sich quasi von allein. Ob nun die reine Männerspülrunde oder die von Berit, Anna und Ruth organisierte Kinderspülrunde besser war, lässt sich nicht mehr feststellen. Auf den Fotos jedenfalls sieht es so aus, als ob alle ihren Spaβ dabei gehabt haben. Und zwischen Kochen und Spülen bleibt noch ausreichend Zeit, um in die Semois zu springen oder auf dem Trampolin unter Aufsicht von Michael und Sven zu toben. Langeweile kommt da bestimmt nicht auf.
Am Sonntag Nachmittag, nachdem die Bootshänger beladen und Handynummern ausgetauscht sind, alle sich voneinander verabschiedet haben und die Kinder bei den dazugehörigen Erwachsenen in den Autos sitzen, kann man sagen, dass alle an diesem langen Wochenende sehr vertraut mit einander geworden sind und hoffen, dass diese Aktion nicht die letzte gewesen ist.